Wenn du den Mund aufmachst, möchte ich mir die Ohren verätzen. Wie sind wir nur an diesen Punkt gekommen? Es gab eine Zeit, da hätte ich mir nie vorstellen können, deine gesunden Riegel, deine vegetarische Wurst und deine Säfte mit Absicht im Supermarkt zu vergessen. Jetzt freue ich mich zu sehen, wie du dich aufregst. Ich dachte, ich könnte für immer deinen Tiraden über die Fleischindustrie und das schlechte Fernsehprogramm lauschen. Jetzt esse ich heimlich Fleisch, auch wenn es mir nicht bekommt und schaue Sendungen, wenn du heimkommst, bei denen du ausflippst. Ich lasse mich von dir noch in ausgefallene Restaurants schleppen, aber nur um mich dort aufzuführen wie ein Neandertaler und dich zu blamieren.
Denn du treibst mich in den Wahnsinn.
Ich hasse deine nichtsnutzigen Yogakurse, deine Gier nach Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, dein ganzes Prinzessinnengehabe. Du bist kein Star, der die Welt verändert, du bist nur ein privilegiertes Mädchen, das zu einer Frau geworden ist, die sich für besser hält als der Rest und alles für den Schein tut. Du kannst an keiner Kamera vorbeigehen und du hast mich lange genug wie einen dressierten Affen behandelt.
Meine Freunde sagen, ich soll mich scheiden lassen, ich würde die Hälfte deines Geldes kriegen, aber sie wissen nichts von unserem Ehevertrag. Ich gehe leer aus, obwohl ich doch der Depp war, der deine Karriere überhaupt erst ins Rollen gebracht hat. Und außerdem reicht mir eine Scheidung nicht mehr. Du würdest das Thema ausschlachten, dich in aller Öffentlichkeit als Opfer darstellen. Du würdest als Gewinnerin aus der Sache gehen und ich habe es satt, dich gewinnen zu sehen, mich von dir kleingehalten zu fühlen. Du hast mir immer das Gefühl gegeben, ich wäre unter deiner Würde und deinem Niveau und könnte mich glücklich schätzen, dass du dich überhaupt mit mir abgibst. Du hast dich vor deinen Freunden über mich lustig gemacht, wenn ich über etwas aus deiner Welt nicht Bescheid wusste und irgendwann habe ich angefangen dich dafür zu hassen, wie du mich hast fühlen lassen.
Und genau deshalb wirst du dieses Mal nicht gewinnen. Ich werde dich besiegen, dir zeigen, dass ich dein Spiel besser spielen kann als du. Ich werde der Öffentlichkeit etwas vorspielen und dich als den gestriegelten Pudel darstellen, der du bist. Ich werde dich umbringen. Vor deiner laufenden Handykamera und niemand wird Verdacht schöpfen. Weißt du noch, wie du mich letzte Woche gebeten hast, den Scheinwerfer an der Decke in deinem Filmzimmer zu kontrollieren? Du meintest er knirscht und wackelt, wenn ich im Zimmer oben drüber Sport mache. Ich habe gesehen, dass die Schrauben zu klein sind und nichts unternommen, außer sie lockerer zu drehen.
Jetzt trinke ich gleich meinen Proteinshake und mache dann oben Sport, während du unten drunter deine Yogaübungen machst. Ich werde dafür sorgen, dass du von dem Ding zerquetscht wirst.
So wie du es verdient hast.
Ich weiß, dass du mich betrügst. Du erzählst mir nicht mehr, wo du hingehst, du rufst mich nie zurück. Du schreibst keine liebevollen Kommentare mehr unter meine Yogavideos und du scheinst es zu deiner Lebensaufgabe gemacht zu haben, mich zu blamieren. Ich glaube, du willst, dass ich die Scheidung einreiche, als würde das etwas an unserem Ehevertrag ändern. Vielleicht willst du mich aber auch nur demütigen vor meinen Fans. Aber das kann ich nicht zulassen. Und ich kann auch nicht riskieren, dass irgendwann Fotos von dir und deiner Schlampe irgendwo auftauchen, meine Erniedrigung für alle sichtbar machen. Weißt du denn nicht, was du mir zu verdanken hast?
Du hast mich damals mit so viel Begierde in deinen Augen angesehen und du hast kein Wort hervorgebracht, so schüchtern warst du. Du wusstest, dass du nicht den Hauch einer Chance bei mir hattest, doch ich habe dir eine gegeben, weil ich etwas Liebevolles in dir gesehen habe. Und jetzt, wo du alle meine Fehler und Schwächen gesehen hast, hast du keine Lust mehr auf mich?
Ich sehe es in deinem Gesicht, wenn du seelenruhig neben mir schläfst, während ich wachliege und mich frage von wessen Verzückungen du träumst. Du bringst mich dazu heimlich zu rauchen und mich zu fragen, ob du von einem besseren Leben träumst, mit einer anderen, besseren Ehefrau. Du gibst mir das Gefühl, nicht genug zu sein.
Ich habe Fleisch in deinem Atem gerochen. Du musst mit einer Fleischfresserin rumgemacht haben, um mich wirklich zu treffen. Du demütigst mich nicht nur, du stellst dich auch gegen alles, wofür ich lebe. Mein Manager sagt, ich sollte mit dir reden. Ich habe ihn gefeuert. Diese Art Schwäche werde ich nicht zeigen. Mich nicht öffnen, damit du mich noch mehr verletzen kannst. Ich habe mir etwas anderes für dich überlegt. Ich habe deinem Proteinpulver eine Überdosis meiner Antidepressiva untergemischt und versuche jetzt nicht mehr an dich zu denken, während ich meinen Yogakurs aufnehme. Das Zeug wird dich töten, langsam töten, während du oben Sport machst, wenn ich es mir nicht anders überlege und dich rette.
Aber eigentlich habe ich kein Interesse daran, dich ein weiteres Mal zu retten.
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