
Du kannst so atemberaubend sein. Im Sonnenaufgang hüllen Nebelschwaden deine Schönheit ein. Keine ist so gebaut wie du – so nah an den Himmel kommst nur du. Diesen Frühherbst eroberst du mein Herz. Dabei bin ich nur einer von vielen, die in deinem Rhythmus schwimmen.
Du ignorierst, wie die Uhren unter dir rasen, die Hektik der Massen, auf der Suche nach einem Platz zum Parken. Blechschlangen warten, im Konzert der Ampeln. Du schaust nur zu, das frische morgendliche Licht bricht sich auf dem Wasser, scheint mir ins Gesicht.
Es dauert, bis Stille eintritt, während die Sonne auf den Zenit kriecht. Wenn es nach Essen riecht, werden deine Kreuzungen überschwemmt. Es gibt niemanden hier, der deine dunklen Viertel nicht kennt.
Für manche bist du zu viel. Die Uhren ticken anders in diesen Straßen, auf denen sie in ihrer eigenen Welt schlafen. Sie erhitzen, sie rauchen, sie spritzen. Zwischen Handschlägen wechselt ihr Besitz. Tagsüber wandeln sie durch dreckiges Grau, nachts sind sie in Neonlichter getaucht. Was sie niemals sehen, ist das Himmelsblau. Die Sonne senkt sich, der Asphalt raucht unter all den Schritten in deiner Mitte. Du seufzt erschöpft. Im Takt spinnen die Züge ein Netz, bringen manche fort und andere heim.
Deine Straßen werden zum Leben erweckt. Im Sonnenuntergang habe ich etwas Neues an dir entdeckt. Deine Kreativität hast du vor mir versteckt. Du hast mehr zu bieten, als ein überfülltes Fest nach dem anderen. Als Geld, Autos und Dreck.
Nach all den Jahren habe ich noch immer nicht alles von dir gesehen. Und zum ersten Mal kann ich sie verstehen, all diejenigen, die so gerne durch deine Viertel gehen. Die Sonne weicht, das Grün der Blätter verbleicht, der Tag ist geschafft. Doch für mich zeigst du in der Nacht mit funkelnden Lichtern all deine Pracht.
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